„Nach Nietzsche“ ist nicht im üblichen Sinne ein Buch ‚über‘ Nietzsche, sondern der Versuch, hundert Jahre ’nach‘ Nietzsche dessen Fragen wieder aufzugreifen. Nietzsche ist für Colli der letzte Philosoph, der auf die Herausforderung des archaischen Wissens der Griechen eine Antwort gesucht hat, ohne sich hinter der ‚historischen Perspektive‘ zu verstecken. Themen wie die Bedeutung des Orakels und des Rätsels, der Übergang von der mündlichen Tradition zur schriftlichen, von der Rhetorik zum systematischen Denken bilden daher ein Zentrum des Buches. „Ein Spielverderber. Bis zu Nietzsche liebten es die Deutschen, die Kunst als ein stilles Vergnügen anzusehen, als etwas das schweigsam, mit Frau und Kindern, zu ‚genießen‘ ist, als eine Zierde der Familie, wie die Hausmusik. Auch Goethe, der unverdaulichere Speisen zu bereiten wußte, paßte sich an und ließ sich in dieser Weise ‚genießen‘. Aber Nietzsche verdarb den Deutschen dieses Vergnügen, als er ohne Rücksicht und mit großem Getöse die Kunst als verlogen und frech, als buhlerisch, schamlos und theatralisch anprangerte“.
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